
GUT WÖLLRIED
Tradition und Moderne ins Zusammenspiel gebracht
Von Kathrin Belke
Östlich der Würzburger Innenstadt, im Stadtteil Rottendorf, am Rande des Gewerbegebiets Würzburg-Ost, liegt Gut Wöllried. In direkter Nachbarschaft zu trister Industriewelt ruht es wie ein Refugium – ein warmer, freundlicher Lichtblick im sandsteinfarbenen Gewand. Ein Hofgut mit wechselvoller Historie: Seine Geschichte reicht weiter in die Vergangenheit zurück als die der Würzburger Residenz. Vor nahezu 800 Jahren erstmals schriftlich erwähnt, war das Gut im Laufe der Jahrhunderte stets ein Ort der Veränderung – immer im Einklang mit den Bedürfnissen der Zeit. Im 13. Jahrhundert Leprosenhaus, im 14. Bürgerspital und ab dem 18. Jahrhundert ein landwirtschaftliches Mustergut ist es heute dank visionärer Gestalter ein moderner und multifunktionaler Veranstaltungsort: Zwischen 1986 und 2014 erwarb die Lengfelder Familie Roth Stück für Stück das sanierungsbedürftige Gutsgelände, um zunächst die Landwirtschaft auszubauen und dem Kleinod schließlich ein neues Leben zu schenken. Seit 2017 ist es leuchtender Teil der Würzburger Eventszene. Tradition und Innovation zu verbinden, war von Beginn an die Motivation, die Sebastian Bayerl, Oliver Ponnath und Wolfgang Roth bewegte, Teile des landwirtschaftlich genutzten Gut Wöllrieds in eine Eventlocation zu verwandeln. Seit der Eröffnung herrscht kein Stillstand: Immer neue Ideen setzt das Wöllrieder Gründertrio in die Tat um, saniert mit Umsicht, Kreativität und großartigem Sinn für Ästhetik die historischen Gemäuer, um immer mehr Bereiche zugänglich zu machen. Durchquert man das Portal neben dem neu eröffneten Hofladen, begibt man sich auf Zeitreise. »Zurück in die Zukunft« beschreibt den Gang in den Innenhof treffend und erhält zugleich eine zweite Bedeutungsebene: Mit dem Bewusstsein für einen geschichtsträchtigen Ort geht man auf Gut Wöllried Schritt für Schritt in die Zukunft. Ein Gefühl, das sich auf dem gesamten Gelände einstellt. Im hellgepflasterten Innenhof ragen zwei mächtige Kastanienbäume auf, spenden dem exklusiven Außenbereich vor der erst jüngst neugestalteten und -eröffneten »Brennerei« Schatten und geben ihm seinen Namen: Kastanienhof. Ein wenig unterhalb lädt ein malerischer Innenhof mit moderner Brunnenanlage, angrenzendem Gutsgarten und glitzerndem Wasserlauf zum Verweilen ein. Festivitäten unter freiem Himmel oder Open-Air-Konzerte an lauen Sommerabenden finden hier ihren idyllischen Rahmen.

Die Festscheune ist der größte und älteste Veranstaltungsraum. Der eindrucksvolle Dachstuhl mit den offenen massiven Holzbalken gibt dem Raum rustikalen Charme und macht ihn zu einem wandelbaren Ort für Events aller Art. Im neu angebauten Ulrichsaal sind alte Außenwände in Szene gesetzt, ebenso wie im Alten Speicher. Überall waltet der Wunsch, dem architektonischen Erbe eine neue, zeitgemäße Bestimmung zu geben. Die Kombination aus historischem Flair und modernem Komfort macht Gut Wöllried zu einem einmaligen Ort, den Sinnen ein Fest zu bereiten. Die Möglichkeiten? Nahezu unbegrenzt! Das hat auch das Mozartfest für sich entdeckt und Gut Wöllried in den Reigen seiner Spielstätten aufgenommen. Kaffeekonzerte, Musik aus verschiedenen Welten oder musikalisch-literarische Programme sind hier in den vergangenen Jahren eine glückliche Liaison mit dem besonderen Ort eingegangen. 2025 ist das Mozartfest zweimal in Wöllried zu Gast: Dann widmen sich Corinna Harfouch und Stefan Wilkening gemeinsam mit der Pianistin Hideyo Harada der ebenso innigen wie rätselvollen Freundschaft des Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski und seiner Mäzenin Nadeschda von Meck (15.06.). Und ein »Freispiel« macht das ganze Gelände des Gutshofs zur Bühne für das Spiel mit der Wahrnehmung (18./19.06., siehe Konzerttipp unten).
MI 18.06. 19 Uhr | DO 19.06. 11 Uhr
Gut Wöllried
Freispiel
Carte blanche für junge Konzertdesigner:innen: Mit einem »Freispiel« gibt das Mozartfest Nachwuchs-Kulturmanager:innen die Möglichkeit, ein kreatives Konzertformat zu entwickeln und zu realisieren. Gut Wöllried wird 2025 zum Austragungsort des »Freispiels«. GESEHEN_NICHT GESEHEN heißt das Wandelkonzert und bezieht das gesamte Wöllrieder Gelände in eine Performance mit ein, die nach Sichtbarkeit und Wahrnehmung fragt sowie klassische Musik, Improvisation und Soundscapes ins klingende Verhältnis setzt.